„Quiet von der Ostsee“ hat im März von einem Tag auf den anderen aufgehört zu fressen.
Die Ursache weiß ich leider bis heute nicht, was im Winter vielleicht noch zum Problem werden kann Meine Ponies laufen auf einem Paddock mit Offenstall und freiem Zugang zu Heu und Wasser. Im Winter äppelt mein Mann morgens ab und Birgit oder ich abends, so dass zunächst nichts auffiel. Ich war mit einer Blutvergiftung leider auch völlig aus dem Verkehr gezogen und habe die Stute erst am Sontag morgen gesehen, um festzustellen, dass sie sehr abgenommen hatte, sie stand aber am Heu (vermutlich ohne zu fressen).
Abends bekommen die Ponies immer ein paar Möhrenstücke, Quiet nahm drei ins Maul und ging weg und sabberte darauf rum. Oh, dachte ich, sie ist 6 Jahre alt, hoffentlich klemmt da keine Backenzahnkappe fest, ich werde Montag früh den Tierarzt rufen. Gesagt, getan, der kam, stellte fest, dass die Zähne in Ordnung sind und nahm Blut ab.
Die Stute blieb im Stall, um zu schauen, ob wir eine Kotprobe bekommen und wie viel sie frisst. Nichts!!! Keine Äppel, keine Futteraufnahme, der Kopf hing immer tiefer.
Mittags hab ich den Tierarzt wieder angerufen, der meinte, ich muss mich bis zum nächsten Tag gedulden, bis das Ergebnis der Blutprobe da ist. Nachmittags um 4 Uhr hab ich die Nerven verloren, das Pony aufgeladen und bin in die Klinik nach Fissau gefahren (ca. 25 Km von uns, den Dr. kenne ich schon 30 Jahre)
Die Kliniktierärzte sahen die Stute an und sagten. "Oh mein Gott, vermutlich Hyperlipidämie!!" Sie haben Blut abgenommen und wollten es in die SANA Klinik ins Labor bringen, dann bekommen sie ein Ergebnis in einer halben Stunde. Klar, in dem Moment kommt ein Notfall rein, ich habe gefragt, soll ich die Blutprobe in die Klinik bringen? Ja, ich hole sie aus unserem Labor. Dann kam folgende Aussage "Um Himmels Willen, sowas habe ich noch nie gesehen!" Es war fast nur Fett im Glas, kaum Serum.
Die Stute bekam eine Intensivbehandlung am Tropf, der Blutwert, der sonst um 450 schon als Hyperlipidämie gilt, war bei 4000, eine Voll-Katastrophe. Und nur 6 Wochen bis zum Abfohltermin, Fohlen rausholen, damit Mutti lebt? Nein, sie müsste es auf natürlichem Weg bekommen, schafft sie nicht, also beide oder keiner!
Sie bekam dreimal täglich eine Magenschlundsonde mit Medikamenten und Futter + dreimal täglich von uns alles, was mittels Spritze ins Maul transportiert werden kann. Wenn wir da waren, hat sie den Kopf auf uns abgelegt, ich glaube, sie hat geweint. Nach 4 Tagen konnte sie immer noch nicht fressen, ich habe gesagt "erlöse sie!" Der Tierarzt hat gesagt: "Ich kann nicht, schau sie dir an, sie will unbedingt leben" Ich: "Scheiß auf den neuen Pferdeanhänger, meiner ist 31 Jahre alt und eigentlich noch ganz gut, ist ja ein Böckmann"
Nach 10 Tagen waren die Fettwerte soweit runter, dass sie in der Klinik austherapiert war, "nun seid ihr dran! Bringt sie zum Fressen!"
Wir haben alles gegeben 5, 6, manchmal 7 Mal am Tag, immer kleine aufgeweichte Portionen mit möglichst viel Struktur und ganz viel Energie in Form von Traubenzucker und Leinöl.
Man glaubt nicht, wie man sich über Pferdeäppel freuen kann, das können, glaube ich, nur Besitzer von Kolikpferden nachvollziehen
Quiet hat gekämpft und gekämpft, es wurde immer ein bisschen besser.
Meine Freundin Sabine hat Quiet für drei Wochen übernommen, ich musste unbedingt arbeiten. Als der Abfohltermin näher rückte, habe wir Quiet wieder nach Hause geholt und uns wieder abgewechselt, mittlerweile waren wir bei vier großen Portionen (je 7,5 l aufgeweichtes Futter) angekommen.
Das Fohlen kam, mit etwas Verspätung, winzig klein, aber mopsfidel zur Welt! Quiet hatte ganz viel Mutterliebe (es ist ihr erstes), reichlich Milch und jetzt erst recht den festen Willen zu leben. Sie kann mittlerweile gut kurzes Gras fressen, sie braucht nur noch zwei 5 l-Malzeiten und sie ein so dankbares Pony, dass einem das Herz aufgeht (sie war nämlich vor ihrer Krankheit eine rechte Zicke). Wir haben schon alle möglichen Maßnahmen ausprobiert, zuletzt Akupunktur, es wird jedes Mal ein bisschen besser, Heu und langes Gras kann sie immer noch nicht fressen, aber sie sieht super aus und vielleicht regelt die Zeit den Rest.
Ganz lieben Dank an meinen Mann, an Birgit und an Sabine, ohne die ich das nicht hätte bewältigen können.