Autorin: Sandra Pikowski-Ohm
Mein lieber Opa ist 80 Jahre alt geworden. Er hatte kein einfaches Leben und er war auch kein einfacher Mensch. Er war von ganzem Herzen Bäckermeister und er war stolzer Shettyzüchter.
Elegant, beweglich und gut vor der Kutsche, das sollten seine Ponys sein. An diesem Ziel hielt er fest und holte fast immer den 2. Platz, oft waren unsere Ponys auch die Sieger.
Mit Fabian (natürlich für seine Kinder gekauft) fing bei Opa das Ponyfieber an. Rauhbautz schenkte ihm seinen größten Erfolg Rappo. Und auch mit Rando hat er lange gezüchtet. Ignaz war im Geheimen sein Lieblingspony, der große Veredler, hübscher Kopf, kleine Ohren, super Bewegung, toll vor der Kutsche.
Besonders mit der unscheinbaren Kauty gab es jedes Jahr das beste Fohlen, den „Kracher“!
Isaak, zum Beispiel, der göttlich vor der Kutsche lief.
Intendant ist bis heute einfach wunderhübsch und Kardinal ist seit 2004 bei mir der Herdenchef - er wird etwas grau, trabt mit seinen 26 Jahren aber immer noch so angeberisch wie auf der Körung 1997!!!
Die vielen wunderschönen Stuten kann ich hier nicht alle aufzählen, aber die Namen weiß ich noch alle.
Wenn ich mich an meine Kindheit erinnere, war ich gefühlt eigentlich immer bei Opa und den Ponys. „Ich fahr zu Opa“ hat meine Mutter täglich nach dem Mittagessen zu hören bekommen.
So wurde ich vom Lehrling zu Opas rechter Hand: alles was ich über Ponys weiß, hab ich mir bei ihm abgeguckt und gelernt.
Nach dem Motto „Erst die Arbeit, dann das Vergnügen!“ galt es strikte Arbeitsabläufe einzuhalten
(beim Putzen, Mähne einflechten, Hufe beschneiden, Führen, Longieren oder Ausmisten), um danach die volle Freiheit zu genießen beim Spielen mit den Fohlen oder mit Opa auf der Kutsche, wenn wir bis ans Ende der Welt gefahren sind (manchmal ohne Wendemöglichkeit!) Unterwegs haben wir uns neue Fohlennamen ausgedacht oder Opa hat mir die Bäume, die Gräser, die Vögel und seine Lebensweisheiten beigebracht.
Wir waren immer viel unterwegs. Die Highlights waren neben den IGS-Züchtertreffen natürlich die Körung mit Schaubildern, die Elitestutenschau, das Fohlenbrennen bei uns in Fockbek und das Fohlenchampionat.
Ich erinnere mich auch gut an die Heuernten mit der ganzen Familie: Alle Kinder und Enkel waren mit dabei, sind Trecker gefahren und haben auf dem Heuboden geschwitzt. Abends wurde dann nett im Garten gegrillt mit Rundumblick auf die Ponys.
Opa ohne Ponys und ich ohne Opa, das war für sehr viele Jahre überhaupt nicht denkbar...
Lieber Opa, ich hoffe, du kannst uns sehen:
Danke für 1000 schöne Erinnerungen und das Ponygen, das du an alle deine Enkeltöchter und sogar alle Urenkel vererbt hast.
Wir alle sind Pony-/Pferdebesitzer, Herzblutreiter und arbeiten als Stallbesitzerin, Reitlehrerin, Springreiterin, Sattlerin, Tierarzthelferin, Tierheilpraktikerin, Tiertherapeutin und Dozentin für Pferdegesundheit - und so bleibst du, Erich Maas aus Fockbek, in weiteren Pony- und Menschengenerationen für immer unvergessen!
Ich vermisse dich, Opa!
In Liebe, Deine Sandra
17.05.2020 Sandra Pikowski-Ohm – Klein Bennebek