Autor: Volker Hagemeister
Wenn pferdebegeisterte Eltern für die dreijährigen Kinder auf Ponysuche gehen, kann das unzählige Stunden vor dem Rechner und am Telefon bedeuten.
Zu konkret die Vorstellungen und geleitet von dem Wunsch den 6 er im Lotto zu ergattern.
Groß die Enttäuschung, wenn man schon am Tor mit angelegten Ohren begrüßt wird, da helfen auch keine beschwichtigenden Worte. Doch wer an das Schicksal im Leben glaubt, der wird häufig belohnt.
So geschah es 2005 in Setzung, als wir mit der vierköpfigen Familie durch eine große Herde mit ca. 40 Shettystuten liefen. Mittendrin eine kleine weiße Fellnase, die ihren Blick nicht von uns ließ und uns mutig über eine halbe Stunde lang über die gesamte Weide folgte. Ernüchternd die Tatsache, dass sie erst 3 Jahre alt war, frisch tragend sein sollte und komplett roh.
Mit der Farbe hätte man sich anfreunden können, aber alle anderen Faktoren waren gegensätzlich zu unseren Anforderungen an ein neues Familienmitglied.
Aber Ponyaugen lügen nicht und so waren wir 45 Minuten später, noch im Auto auf der Heimfahrt fahrend, freudige Besitzer eines Shetlandponys.
Für die Kinder brachen schwere Zeiten an, denn die kleine Vera - Isabell II gefiel bei der Stuteneintragung wenige Wochen zuvor so gut, dass sie eine Einladung zur Eliteschau bekam. Die Chance auf eine Züchterprämie wollten wir dem Züchter nicht nehmen und so reisten wir nach Mühlengeez, und landeten auf dem Endring ganz weit vorne. Wir mussten lange überredet werden bis wir uns zur Stutenleistungsprüfung durchringen konnten. Dank Gisbert Koch entpuppte sich das freundliche Shetty mit den großen Augen als Naturtalent vor der Kutsche und bezog schließlich eine Box im Landgestüt Redefin, um an den Leinen von Gestüter Fred Schicketanz mit 8,11 die drittbeste Prüfung der Stutenleistungsprüfung zu belegen.
Endlich hielt sie Einzug in Hohenfelde, die Kinder konnten ihr Glück kaum fassen. Doch auch Vera - Isabell fand Gefallen an der Zuwendung und der ungeteilten Liebe zweier Kinder, die vor lauter Freude immer wieder alle wichtigen Regeln im Umgang mit jungen Ponys vergaßen. Glücklich ist man dann als Eltern, wenn man sich in Sicherheit wiegen kann, weil das Pony alles verzeiht und auf die Kinder aufpasst.
Ein Besuch auf der Deckstelle des Grönwohldhofes offenbarte, dass die kleine Stute nicht mehr tragend war. Mit Erstaunen registrierten wir eine leichte Enttäuschung, aber damit war der Weg für das Einreiten frei. Nahezu spielerisch „ertrug“ die fröhliche Isabell die kleine Johanna auf ihrem Rücken und passte wieder auf sie auf.
Wir entschlossen uns, wieder entgegen unseren Prinzipien, ein Fohlen zu züchten und so machte unsere kleine Ponydame einen Kurzurlaub in Setzin, um uns ein Jahr später mit Ophelia einen „Zuckerschock“ zu schenken, der auf dem Fohlenchampionat als Reservefohlen gekürt wurde und als Absetzer eine Lebensstellung in der Lüneburger Heide fand.
Bis dahin machte die Familie Sonntagsausflüge nach Gramdorf zu Katrin Jacobs, die der kleinen Ophelia in ihrer Stuten- und Fohlenherde eine artgerechte Fohlenzeit schenkte.
Zurück in Hohenfelde folgten viele Jahre, in denen Johanna und ihre Isabell erfolgreich an unzähligen Jungzüchterveranstaltungen teilnahm und unsere Tochter ihr Zuhause mit dem Stall in Hohenfelde teilte.
Doch es kam der Tag, an dem Johanna den Welpenschutz verlor und Isabell deutlich machte, dass Johanna ein größeres Pony brauchte.
Mit dem Einzug des neuen Ponys kam für unsere Isabell schnell die Ernüchterung, denn unser Familienstar sollte ihre Familie fortan mit dem neuen Pony teilen. Ein Umstand, der große Enttäuschung auslöste und ein unglückliches Pony zurückließ. Eine Entscheidung musste her, eine Lösung gefunden werden, damit das liebenswerte, fröhliche Shetty wieder glücklich und unbeschwert vor neue Aufgaben gestellt werden konnte.
Durch einen Hinweis wurden wir auf einen Kinder-Reithof in der Nähe von Berlin aufmerksam, auf dem Hippolini mit kleinen Kindern angeboten wird. Wir machten uns auf den Weg nach Wölsickendorf, um zu erfahren, wie einfach man kleine Kinder glücklich machen kann. In artgerechter, liebevoller Umgebung bekam unsere kleine Vera - Isabell eine neue Aufgabe, der sie seit 2011 mit viel Herzblut nachgeht und unzählige Kinder an den Reitsport heranführt und glücklich macht. Und damit auch uns, die den Lebensweg bis heute begleiten und mit Freude und Dankbarkeit jedes Mal den Rückweg von Wölsickendorf nach Trittau antreten.
Wissend, dass wir ein glückliches und zufriedenes Pony zurücklassen.
05.04.2020 Volker Hagemeister aus Trittau