Nachdem unser „Team Connemara“ ja schon gemeinsam im Geländepark Großenwiehe und erfolgreich bei einem Working Equitation Online Turnier unterwegs war, haben wir uns gemeinsam für einen Rinderkurs angemeldet.
In der Working Equitation ab Klasse L ist ein sogenannter Rinderschein erforderlich um sicher zu gehen, dass die Teilnehmer schon am Rind gearbeitet haben. Dieser Nachweis wird bei einem Rinderkurs vergeben, wenn die Grundlagen am Rind gezeigt worden sind.
Die Working Equitation hat sich aus der alten Reitweise der südeuropäischen Länder heraus geformt. Das Hüten und Treiben der meist halbwilden Rinder ging in unwegsamen Gelände am besten zu Pferde. Benötigt wurde hierfür ein gut gerittenes Pferd welches seinem Reiter vertraute um zusammen auch mal ein Tor zu öffnen, Slalom um Hindernisse oder Rinder zu reiten, furchtlos über eine Brücke gehen und eben auch die Rinderarbeit der wir heute etwas näher kommen wollen.
Da ich gerne in der Working Equitation weiter machen möchte und Twinstar Finnbar sehr viel Spaß daran hat, sollte endlich an einem Sonntag im August der Kurs stattfinden.
Als wir auf dem Rinderhof Seyer bei Osdorf ankamen, liefen die Rinder schon auf dem Reitplatz. Ich glaube wir Reiter hatten mehr Respekt vor den Tieren als unsere Ponys. Es hatten sich 8 Reiterinnen eingefunden um auf ihren Pferden und Ponys den Umgang am Rind zu erlernen.
Vorab gab es eine Einweisung über das Verhalten von Rindern von der Westerntrainerin Anita Möschl. Oberstes Gebot bei Gefahr: bei „Stopp!“ hält jeder sofort an und wartet bis das Problem gelöst ist.
Endlich ging es los. Finni und ich hielten uns erstmal an ein erfahrenes und ruhiges Pferd und sind einige Runden im Schritt um den Platz geritten, die Rinder auf der Seite des erfahrenen Pferdes. Als mein Connemara dann endlich ans Rind durfte war er so richtig aufgeregt und wollte sofort im Galopp auf die Rinder zu laufen. Damit hatte ich nun überhaupt nicht gerechnet. Die meisten unerfahrenen Pferde wollen eigentlich erstmal flüchten oder sich das Ganze aus einem sicheren Abstand anschauen. Nicht so Finni, den musste ich erstmal bremsen und beruhigen.
Als erste Aufgabe haben wir die Rinder vor uns her getrieben. Nun ist es aber nicht wie im Wilden Westen wo in wildem Galopp hinter der Herde her galoppiert und laut „Yeaha“ gerufen wird, sondern alles wird in einem ruhigen Schritt und in einem Abstand von einigen Metern zur Herde geritten. Wenn wir zu viel Druck auf die Rinder machen würden, wären sie davon gerannt.
Nach einigen Runden um den Reitplatz sollten wir die Rinder in der Mitte des Platzes zusammen treiben und die Herde zum stehen bekommen. Durch gezieltes Anreiten auf Hals und Schulter des Rindes konnten wir sie gut lenken und hatten sie schnell zusammen getrieben.
Jeder Teilnehmer sollte einmal durch die Herde hindurch reiten ohne das diese auseinander stob. Finni und ich sind ganz langsam, mit mehrmaligem Anhalten, hindurch geritten. Zum Glück hatte Finn sich mittlerweile beruhigt und wartete auf meine Kommandos. Das ist natürlich sehr wichtig da eine schnelle Reaktion erforderlich ist falls ein Rind ausbüxen will und der Reiter dem Tier den Weg abschneiden muss um es danach zurück zu treiben.
Nach einer Pause in der Mensch und Tier mit Wasser und Snacks versorgt wurden, ging es nach ungefähr einer Stunde weiter.
Als nächstes sollte ein Rind aus der Herde abgesondert werden um es um zwei Hütchen herum eine Acht laufen zu lassen. Dieses war eine Teamaufgabe zu viert. Wie selbstverständlich standen wir 4 mit unseren Connemaraponies parat um die gestellte Aufgabe zu erfüllen.
Es ist gar nicht so leicht eine einzelne Kuh dazu zu bringen, dass sie eine Acht um Plastikhütchen macht. Wir lernten dabei aber sehr gut die Kühe zu lesen um dann mit sanftem Druck auf sie zu zu reiten oder sich etwas zurück zu nehmen. Im vierer Team gelang uns das sehr gut.
Dann die Steigerung, die Acht mit nur zwei Reitern. Puh, gar nicht so einfach. Zack, da entwischt uns die schlaue Kuh auch schon. Die anderen Teilnehmer haben den Rest der Herde aber so gut bewacht, dass unsere Kuh nicht zur Herde durch kam. Wir konnten sie gut wieder zu unseren Hütchen lenken und weiter mit ihr arbeiten.
Als sie das zweite mal ausbrechen wollte, hatte sie aber nicht mit Finnbar gerechnet. Dieser hatte das Prinzip „Kühe hüten“ schnell kapiert und ich konnte die Kuh abfangen und sie am Entkommen hindern. Hierfür muss dann natürlich auch mal im Galopp hinter der Kuh her geritten werden. Sobald man dieKontrolle wieder hat, wird das Tempo aber raus genommen. Wir lenkten die Kuh noch ein zwei mal um die Pylonen und entliessen die Gute dann in die Herde.
Die Abschlussaufgabe war sehr anspruchsvoll, wie ich fand. Ich hoffe ich erkläre es so, dass jeder es versteht.
Wieder im zweier Team wurde ein Rind aus der Herde separiert. Die Kuh sollte von der Herde weg auf die gegenüber liegende Seite gebracht werden. Zwischendurch sollte sie anhalten um danach wieder langsam voran zu gehen. Dazu ist es notwendig genau zu beobachten wie weit vor man reiten kann damit die Kuh anhält oder wie weit zurück man richten muss damit die Kuh langsam los geht. Sobald wir zu weit zurück fielen, wurde die Kuh schneller und wir mussten wieder etwas vor die gedachte Stirnlinie reiten um die Kuh langsamer werden zu lassen. Das Pony muss wirklich ganz genau und auf den Punkt auf die Hilfe reagieren um dem Rind keine Chance des Entkommen zu geben. Nach erledigter Aufgabe durfte das Rind wieder zu seinen Kumpels in die Herde.
Zum Schluss haben wir die Herde noch quer über den Hof zu ihrem Stall gelenkt ohne das eines der Tiere ausgebüxen konnte. Das ist im Endeffekt ja auch das Ziel: Ein Rind von A nach B zu bringen ohne das es weg laufen kann und sich in Gefahr bringt. Ganz viel gelernt heute.
Ein ganz großes Dankeschön an Jens und Maya Seyer vom Rinderhof Seyer in Borghorsterhütten, die uns die Chance geben an und mit ihren Rindern zu arbeiten.
Es war wirklich eine tolle Erfahrung und es wird auf jeden Fall eine Fortsetzung geben. Ich bin gespannt wo es das „Team Connemara“ als nächstes hin verschlagen wird, denn: Connemara können eben alles !
12.08.2020 Anja Bornhöft-Lejon
In ihrer ersten Geschichte geht Anja der Frage nach: Warum denn Connenara Ponys?