Autorin: Marta Ræv, Bilder von Emil, Kalle und Lasse
Es war einmal ein Prinz, der hatte ein wunderschönes Pferd, was sage ich – das schönste und beste Pferd, das er sich nur vorstellen konnte. Der Rappe Levante war sein Freund.
Der Prinz liebte es mit seinem Pferd durch die Gegend zu streifen und wie es sich für einen Prinzen gehört, erlebte er auch jeden Tag neue Abenteuer.
Heute wollte Ronni, der eigentlich Hieronymus Carl Friedrich hieß gerne einmal wieder zu seinem Freund Ken. Der lebte auf den Gestüt seines Vaters im Norden. Ken hatte eine wunderbare Stute namens Flicka. Mit den beiden konnte man einen entspannten Nachmittag verbringen, das wußte Ronni; denn auch Ken musste sich noch schonen, da er lange krank gewesen war.
Ronni und Levante hingegen hatten sich gestern auf der Pimlico Rennbahn ein Rennen mit Red Pollard geliefert. Es war so spannend, dass die Zeitungen vom Jahrhundert Rennen geschrieben hatten. Aber sie hatte verloren, denn auch wenn Reds Hengst den dämlichen Namen Seabiscuit trug, war es doch eines der schnellsten Rennpferde und Levante musste sich um 4 Längen geschlagen geben. Was für ein Rennen war das gewesen. Die Leute strömten nur so herbei um diesem Wettstreit beizuwohnen.
Davon mussten sich Ronni und Levante heute erholen und verbrachte einen schönen Nachmittag am Ufer eines Sees mit Ken und Flicka. So ließen die beiden den Nachmittag einfach an sich vorbeigleiten mit der Sonne im Rücken und Butterkuchenkrümel um den Mund. Den Butterkuchen hatten sie von Mary O’Hara, Kens Mutter, mitbekommen. Mary war bekannt für ihre herrlichen Kuchen und auch dieses Mal konnten sie sich keinen besseren Schmauß vorstellen.
Als es Nacht wurde, hörte Ronni eine Flöte spielen, schnell verabschiedete er sich von Ken und stieg auf Levantes Rücken. Der galoppierte der Melodie entgegen in die Nacht hinein. Als sie hoch über den Wolken waren trafen sie Bosse auf Miramis, einem schneeweißem Pferd, das fast noch schöner war als Ronnis nachtschwarzer Levante – aber nur fast. Bosse und Ronni schossen vorwärts, schneller als der Blitz und mit lauterem Getöse als der Donner. Um sie knisterten die Sterne und Sonnen und Monde. Manchmal war alles schwarz wie die Nacht, manchmal so strahlend hell und weiß, dass sie die Augen schließen mussten.
Da schrillte der Wecker. „Aufstehen Karli! Mach schon, Du bist spät dran. Die Schule beginnt in einer halben Stunde! Wir haben verschlafen…“ Das war die Stimme von Karlis Mutter. Es war so ein schöner Traum gewesen. Nun gut, dann schnell in die Klamotten rein, Schulranzen geschultert. „Halt Karli, hier noch Deine Brotzeitdose. Wo hast Du nur wieder Deinen Kopf? --- und denk dran heute Nachmittag hat Deine Schwester Reitunterricht, da musst Du mit, haben wir ihr versprochen. Aber jetzt los!“
Karli stieg aufs Rad und im Nu galoppierte er mit Levante in ein neues Abenteuer. Im Englisch Unterricht traf er Joey und flüsterte mit ihm über die Broken Wheel Ranch, wie man mit Pferden am besten reden kann, wie man Banditen einfängt und so was alles.
Im Deutschunterricht sitzt er neben Tina, das ist nicht ganz so spannend. Aber immerhin weiß sie ganz gut Bescheid über Araberhengste, da ihr Freund Alexander Maharadscha reitet, einen schönen Araberhengst.
Als sie dann noch im Geographieunterricht Island durchnehmen, ist der Schultag schon fast vorbei und er kann mit Nonni und Manni ein Stück nach Hause fahren. An der dritten Ampel trennen sich aber ihre Wege.
Am Nachmittag soll seine Schwester zum Reitunterricht und da muss er mit. Er durfte da auch schon mal reiten, aber das ist nichts für ihn. Die Mädchen flechten ihren Pferden stundenlang am Schweif herum, lackieren ihnen sogar die Hufe oder besprühen ihre lieben Zuckerschnäuzchen mit Glitter. Das stelle man sich mal vor. Aber das noch nicht genug, seine Schwester Sybille und ihre Freundin Elena haben auch das passende Zaumzeug zum Sattel und ihrer Kleidung. Auch hier viel rosa und so ein Einhornkram mit Strasssteinchen.
„Karli, jetzt komm. Immer diese Trödelei. Wir müssen los. Auf, wir müssen Elena noch einsammeln.“ Im Reitstall werden sie schon erwartet. „Hallo Frau May, vielleicht möchte Karli es ja doch noch mal versuchen. Wir fangen auch ganz ruhig an, er kann Mr. Ed nehmen, mit dem kann man ganz toll kuscheln, der ist so ein richtiger Schmusebär.“
Doch Karli ist schon weg, heute trifft er sich mit seinem besten Freund Winnetou. Der reitet Iltschi und seit seinen Abenteuern in Kurdistan reitet er - Karli - den Araberhengst Rih, das heißt Wind, genauso wie Levante, aber ein Prinz hat im Wilden Westen nun bei Weitem nichts verloren.
Howgh – ich habe gesprochen.
23.06.2020 Marta Ræv aus Hørup, Dänemark