Im Archiv des Pferdestammbuch's geblättert
Autoren: Gerhard Gramann und Hans-Heinrich Stien
Im Jahr 2003 notierte Gerhard Gramann in der Geschichte des Pferdestammbuchs:
Als Züchterin der ersten Stunde wäre vor allem Jutta Düring-Rüder, Travenort zu nennen. Bereits ihre Mutter Martha Isenberg hatte in den dreißiger Jahren mit der Shetlandponyzucht begonnen. Die Travenorter Ponys zeichneten sich durch Wuchs, Größe, Stabilität und viel Bewegung aus. Die in der ersten Zeit noch sehr stark verbreiteten großen Ponys um ca. 110 cm Stockmaß herum waren eine Spezialität des Gestütes Travenort und gleichfalls bekannt durch die Schimmelfarbe der Stuten. Der Hengst Tambur war zunächst der bekannteste Blutlinienbegründer in Travenort. Später sorgten dann die Nachkommen des Hengstes Karlchen von Haus Hülsdonk, Züchter: Hans Langenfels, Willich (eventuell auch der Sohn Kalif, da Karlchen nur im Rheinland eingetragen war??) für den markanten Travenorter Typ. Sehr viel Nachzucht in Schleswig-Holstein, aber auch in anderen Bundesländern machten die Travenorter Zucht bekannt, da auf Schauen und Fahrveranstaltungen Travenorter Ponys stets auf den Siegerplätzen zu finden waren.
Frau Düring war stets besonders aktiv, wenn es darum ging, Schauen zu besuchen. Sowohl die Landes- aber auch vor allem die Bundesschauen wie die DLG Schau wurde von ihr stets mit großem Erfolg beschickt, und es ist ihr gelungen, zahllose Siegerpreise für ihre Stuten und Hengste mit nach Hause zu nehmen. Etwa um das Jahr 1970 herum begann das Umdenken in der Shetlandponyzucht. Nach den Zuchtzielbeschreibungen des Herkunftsgebietes in Schottland wurde das Endmaß der Shetlandponys auf 107 cm festgelegt.
Um nun die größeren Ponys, die sich ja besonders gut für den Fahrsport eigneten, nicht ausmerzen zu müssen, wurde auf Bundesebene eine Sektion B geschaffen, um diese Stuten zu erhalten und auch auf dieser Basis weiter zu züchten. Inzwischen ist über dieses praktisch nicht enden wollende Thema die Zeit hinweggegangen, so dass heute die Abgrenzung in Original, Partbred-Shetlandponys und sogenannte Classikponys eine für die Ausrichtung innerhalb der EU vernünftige Regelung geschaffen haben. Doch zurück zu Frau Düring.
Als führende Züchterin für Shetlandponys war Frau Düring von Beginn an Mitglied der staatlichen Körkommission in Schleswig-Holstein und zuständig für die Shetlandponys. Als Vorsitzende des Körbezirks Segeberg verstand sie es, die verschiedenen Züchter innerhalb ihres Kreisgebietes zu motivieren und sich mit den verschiedenen Ponyrassen, die inzwischen in Deutschland gezüchtet wurden, zu befassen. Stets war sie dabei, wenn es darum ging, Gespanne vorzustellen, wie ihre bekannte Troika, die auf vielen Schauen und Turnieren als feste Größe anzusehen war.
Stets war das Fohlenbrennen in Travenort ein besonderes Ereignis. In der sommerlichen Wärme war es ein Erlebnis, unter den wunderschönen hohen Bäumen die Musterung der Stuten und Fohlen vornehmen zu können. Ein Rundgang durch den botanisch so wertvollen Park mit den vielen interessanten Bäumen war jedes Jahr ein besonderes Ereignis. Frau Düring verstand es auch, junge Leute für die Ponyzucht und für den Ponysport zu begeistern, sie anzulernen und sich auf vielen Schauen sehr aktiv bei der Vorführung der Travenorter Ponys zu beteiligen.
Jutta Düring-Rüder starb am 17.08.2011 in Travenort
Hans-Heinrich Stien, zu der Zeit Vorsitzender des Pferdestammbuchs , schrieb einen Nachruf in der Novemberausgabe von Pferd&Sport:
Wir haben mit Jutta Düring ein Mitglied der ersten Stunde verloren. Fast 65 Jahre hat sie mit ihrer Shetlandponyzucht und ihrer Mitarbeit in den verschiedene Gremien erst des Landesverbandes der Pony- und Kleinpferdezüchter Schleswig-Holstein/Hamburg und dann im Pferdestammbuch die Entwicklung der von ihr gezüchteten Shetlandponys und die des Gesamtverbandes maßgeblich mitbestimmt.
Für diesen Einsatz wurde ihr von der Mitgliederversammlung des Pferdestammbuches die Ehrenmitgliedschaft verliehen.
Ich selbst bin mit ihr auf vielen Brenntouren unterwegs gewesen und konnte von ihrem Wissen profitieren. Es war nicht immer ganz leicht, dann eigene Vorstellungen durchzusetzen.
Über all diese Jahre ist sie den Shetlandponys treu geblieben, ohne dem Zeitgeist zu folgen oder zu einer anderen Rasse über zu schwenken. Der Trend ging auch bei den Shettys über eine lange Zeit zu einem leichteren, ihr fremden Typ.
Mit Beharrlichkeit und großer Durchsetzungskraft, die ihre Körpergröße weit übertraf, hat sie an ihren Vorstellungen festgehalten. Und die Entwicklung hat ihr recht gegeben. Wir sind heute alle zu dem ursprünglichen kräftigen Typ zurück gekehrt, der ihrem Ideal entsprach. Jutta’s kleine Schleswiger hat sie F A Beckmann aus Seegalendorf treffend genannt.
2 Stutenstämme, die sie von ihrer Mutter übernommen hatte, wurden von ihr über Jahrzehnte mit großem Geschick weiter gepflegt.
Die mit ihren Stuten und Hengsten auf Verbands- Kreis-, Landes- und DLG-Schauen errungenen Trophäen sind legendär. Zuletzt 2009 wurde eine von ihr gezogene Stute mit dem bezeichnenden Namen „Freude“ anlässlich der Elitestutenschau in Padenstedt ausgezeichnet.
Das Bild ihrer Gespanne ist uns allen noch gegenwärtig, die sie, einen kleinen kecken Hut tragend, meisterlich auf Schauen und Messen vorstellte. Denn neben der Schönheit und dem Gangvermögen ihrer Ponys ging ihr es vor allem auch darum, dass diese auch umgänglich und damit für den Kinder- und Fahrsport tauglich waren.
Viele schöne und auch lustige Erinnerungen bleiben uns erhalten: das Vormustern ihrer Fohlen im Apfelgarten, die herrliche Schau anlässlich ihres Gestütsjubiläums oder auch die, wenn sie mit ihrem Ehemann auf Schauen oder Körungen eintraf und ihre Ponys nicht etwa einem Anhänger sondern sehr zivilisiert dem VW-Bus entstiegen
Ob wir heute Fohlenprämierungen in Schwabstedt, in Dägeling oder auf Gut Kamp durchführen oder Hengstkörungen irgendwo in Deutschland besuchen, überall tauchen Stuten und Hengste aus ihren Stutenfamilien auf. Diese Ponys werden uns immer an die Shetlandzucht Travenort und an Jutta Düring-Rüder erinnern.
Mein Wunsch ist es, diese herrlichen Travenorter Shetlandponys auch in Zukunft auf Travenort bewundern zu können. Hans-Heinrich Stien im November 2011
Wunderbare Erwähnung findet Jutta Düring-Rüder in der Geschichte von Julia Schäding über Freundschaften
Aktuell (2020) sind 206 von Jutta Düring-Rüder gezüchtete Fohlen in der EDV bei Pferdestammbuch.