Autorin: Marylka Abraham
Letsfly R… : Erst 12 Stunden alt und schon so viel zu schreiben
Am Dienstagabend - den 12.05.2020 - hatte unsere Stute Rike von Oosteinds Ricky die ersten Harztropfen.
Warten lassen hat sie uns bis Donnerstagabend ca. 21h30, um dann noch schnell vor dem Reinholen im Kreise ihrer Herde einem bezaubernden Stutfohlen von Heitholms Dempsey das Leben zu schenken.
Und obwohl die Kleine gerade mal 12 Stunden alt ist und wir uns noch nicht fest für einen Namen für sie entschieden haben, gibt es schon so viel Eindrücke von ihr und rund um die Geburt zum Aufschreiben.
Zuerst mal das Warten: Darin bin ich ohnehin nicht so gut und weil Rike vor 3 Jahren ein Fohlen kurz nach der Geburt verloren hat, bei ihr sowieso nicht. Nachdem sie gestern tagsüber immer wieder Anstalten machte, sich abzulegen (das sah nicht nach Geburt aus, sie wollte wohl gerne neben ihrer Freundin in der Sonne schlafen und ein anderes Mal sich auf dem Paddock wälzen), aber nicht runterkam, wurde das natürlich nicht besser. Ich sah sie schon im Stehen fohlen und mich das Baby auffangen…. Letztendlich hat sie sich zur Geburt ganz normal abgelegt, völlig ohne Probleme…
Vormittags war sie nur mit unserer anderen tragenden Stute auf der Koppel, da ich dachte, so kann sie ganz in Ruhe auch draußen fohlen. Die Herde war in Sichtweite und als es mittags gemeinsam auf den Paddock ging, war klar, wie sehr man sich gegenseitig vermisst hatte. Besonders meinen Vollblutaraber „Majeed“, der hinter Rike der 2. in der Rangordnung ist, ließ Rike nicht mehr aus den Augen – er sie auch nicht – so à la: „Du passt doch bitte auf mich auf?“ „Ja, klar“. So ging es dann nachmittags mit der ganzen Truppe zusammen raus. Rike graste friedlich, die Milch tropfte vor sich hin, trotzdem noch kein Fohlen.
Dann hatte ich mich auf eine weitere Nachtwache eingestellt, wollte gerade alle Ponys ranpfeifen, um die werdende Mutter in die Box zu verfrachten, da fing Rike augenscheinlich mitten auf der Koppel die Geburt an. Naja, dann sollte es so sein. Flugs dem Mann und den Kindern Bescheid gesagt und von ferne zugeschaut. Ich bin dann in ihre Nähe (so mit 10m Abstand), sie stand nochmal auf und hat sich direkt zu meinen Füßen niedergelegt. Obwohl Rike kein Schmusepony ist, habe ich immer den Eindruck, dass sie mich bei der Geburt und danach gerne dabei hat und das macht mich gerade bei ihr besonders stolz! Nach unkomplizierten knappen 10 Minuten lag das dampfende Fohlen im Gras.
Die Herde hat tatsächlich die Geburt selbst weitestgehend ignoriert. Majeed stand wachend in ca. 10m Entfernung, alle anderen haben gegrast. Nur Rikes 4-jährigen Sohn haben wir sicherheitshalber weggebracht (samt seiner 3-jährigen Freundin, damit er nicht alleine war), weil er doch – seinem Grundnaturell entsprechend – etwas zu interessiert war. Kaum war das Baby da und Rike wieder aufgestanden, waren aber alle hochinteressiert, das neue Familienmitglied zu betrachten. Die Kleine wieherte auch direkt, so dass das kein Wunder war. Als Chefin machte Rike deutlich, dass die anderen doch bitte einen gewissen Mindestabstand wahren – das lief ziemlich friedlich über 2-3 Mal quieken und Ohren anlegen – und wir haben sie unterstützt. So konnte sie sich entspannt dem Trockenlecken des Fohlens widmen. Ganz besonders spannend fanden Goldi und Ginette – unsere anderen beiden Zuchtstuten – das kleine Ding. Goldi muss auf ihr eigens allerdings noch bis Ende Juni warten und Ginette bis nächstes Jahr.
Weil es doch rasch runterkühlte, habe ich dann Rike beim Trockenrubbeln unterstützt. Sie nutze das aus, um gleich etwas zu grasen. Klar: Das Personal kümmert sich ums Fohlen, dann sorge ich mal für meinen Energiehaushalt
Zum Glück war die Kleine fix im Aufstehen, so dass wir sie dann in die Box tragen konnten, denn ein bisschen wärmer und geschützter ist es in der Box ja dann doch und draußen wurde es schnell dunkel.
In der Box stellte sich heraus, dass die Kleine in Sachen trinken etwas unbegabt war, so gab es dann kurz vor Mitternacht die erste Mahlzeit abgemolken aus der Flasche.
Danach hat sie das Euterprinzip dann auch verstanden. Wobei sie da immer noch etwas zaghaft ist. Ihre letztjährige Schwester hatte ab Tag 1 den Beinamen „Piranha“, weil sie sich immer extrem aufs Euter stürzte, Madame jetzt macht das sehr viel damenhafter.
Apropos Schwester: Ich war ja fest überzeugt, dass Rike einen Hengst bekommt! Sie war doch sehr interessiert an den rossigen Stuten und außerdem hat sie ihr letztjähriges Stutfohlen 3 Wochen übertragen. Diesmal waren wir fast auf den Tag pünktlich.
Und apropos Schwester & Bruder: Man vergleicht ja immer auch direkt: Wie Schwester und Bruder (und Mama) hat die Kleine 3 weiße Füße – für den vierten ist wohl immer die Farbe alle… Unter der Geburt und als sie nass war hat sich mich auch sehr an ihren Bruder erinnert, wobei sie ein ganzes Stückchen größer ist als er damals als Erstling. Auch charakterlich scheint sie ihm zu ähneln. Ich werde immer sehr freundlich mit Wiehern begrüßt – sie „redet“ überhaupt viel. Rosafine letztes Jahr war deutlich unabhängiger. Ihr war völlig klar, sie ist eine Prinzessin, alle anderen haben sich ihren Wünschen anzupassen – zweiter Beiname in den ersten Tagen neben „Piranha“ war „Terrorzwerg“ - wobei auch sie ein ganz liebes/zutrauliches Fohlen geworden ist.
Heute morgen gab es auch noch etwas sehr Spannendes: Unsere Herde wohnt i.d.R. draußen, d.h. alle anderen Ponys haben auf dem Paddock vor dem Stall übernachtet und ich habe sie gegen 8h00 auf die Koppel gelassen. Während sie die letzten Tage mit der hochträchtigen Rike in ihrer Mitte gemütlich im Schritt zur Koppel liefen, sind sie heute im Vollgalopp hinausgestürmt und haben erstmal ein paar Runden gedreht. Majeed lief direkt zur Eihaut, die noch von gestern auf der Koppel lag und die ich nun einsammeln wollte. Er beschnüffelte sie und raste auf den Paddock zurück, wo er wieherte – anscheinend war ihm siedend heiß eingefallen, dass Rike und das Baby ja noch im Stall waren. Er lief 2-3 x Mal zwischen Koppel und Paddock hin- und her (und er kann sehr schnell rennen!) und konnte sich nicht recht entscheiden, ob er Rike suchen sollte oder sich um den Rest der Herde kümmern. Letztendlich entschied er sich für letzteres.
Jetzt warten wir, dass der Regen durchgezogen ist (der Regenradar behauptet das für 11h00), damit Mutter und Kind dann auch nach draußen können.
Ich könnte noch viel mehr schreiben, aber für diese Geschichte soll es das gewesen sein.
15.05.2020 Marylka Abraham aus Looft – Letsfly Reitponys