Autorin: Marta Ræv
Seit wir vor 8 Jahren in den hohen Norden gezogen sind, gehört es für meine Familie zur Tradition, dass wir im Februar zum großen Schautag des Pferdestammbuches in die Holstenhallen pilgern.
Ein Tag an dem alle (potentiellen) Endnutzer der Zucht auf ihre Kosten kommen. Wo sonst könnte man so vielen verschiedenen Pferderassen bei der „Arbeit“ zusehen. Wo sonst kann man vielleicht sein Traumpferd entdecken.
Die Zucht hat ja darin sein Ziel, oder?
Die Vereine legen sich so richtig ins Zeug, um ihre Pferde im besten Licht zu zeigen. 47 Rassen betreut das Stammbuch; beim Schautag kann man einige davon bestaunen: Wie reitet man einen Esel, was kann man alles mit Shetties machen, auch wenn die Beine zu lang geworden sind, kann man ein Kaltblut auch Dressurreiten, gibt es das Pippilangstrumpfpferd wirklich uvm.
Mein Herz schlägt bei den Islandpferden höher und meine Buben haben bei den rasanten Mounted Games ihren größten Spass.
Doch ein Schautag ist mir dabei besonders in Erinnerung geblieben. Der Schautag am 8. Februar 2015. „Alles Zirkus“ war das Motto und wir durften alle mit in die Manege. Die Jungzüchter hatten sich eine Steckenpferdquadrille ausgedacht. Die Kinder wurden hergerichtet wie bei einem richtigen Turnier: weiße Hosen, Handschuhe, perfekter Dutt bei den Mädchen und das obligatorische hellblaue Oberteil der Jungzüchter.
Alle bekamen ihr Pferd zugeteilt und schon gings los. Aufgestiegen und hinterhergeritten in allen Gangarten, in der Mitte der Rittmeister, der für Ordung zu sorgen versuchte.
Dem ein oder anderem kleinen Reiter ging bei dieser rasanten und anspruchsvollen Dressurnummer schon die Puste aus und er musste getragen werden.
Alle hatten Spaß und auch das Publikum applaudierte begeistert.
Bei der nächsten Nummer waren dann wir Eltern dran. Wir sollten uns auf die Begrenzung der Manege setzen und mit unserer Präsenz und unseren langen Beinen die Absperrung perfekt machen. In der Theorie klang das einleuchtend, aber das Shettie hatte andere Pläne, es brach aus dem Zirkusrund aus und legte eine der besten Clownsnummern des Tages hin.
Das Publikum lachte und klatschte und trieb damit das kleine pummelige Pony zu noch mehr Kapriolen, Stopspinns und anderen Figuren aus der Hohen Schule an. Unvergesslich herrlich.
Danke liebes Pferdestammbuch.
Es hat wieder daran erinnert, dass ein Pferd nicht unbedingt nur ausführendes Organ sein möchte, sondern Partner, der den Zuspruch der Menschen liebt – wenn hier auch nicht unbedingt den Zuspruch des eigenen Menschen.
Das sind Pferde, die zu Traumpferden werden - immer wieder.
12.04.2020 Marta Ræv aus Hørup auf Als/DK