Autorin: Bente Isenberg
Am 13. März 2021 war hier Teil VII der Geschichte von Gut Kamp zu lesen. Nun geht es weiter…
Seit 1965 hatten wir Verbindung zur Engelhard Brauerei in Berlin.
Bis 1973 lieferten wir laufend unsere Pferde an diese Brauerei.
Sie hatten vorher von verschiedenen Pferdehändlern überwiegend schlechtes Pferdematerial bekommen und sich deshalb an das Ministerium in Kiel und dann an unseren Zuchtverband gewandt. Wir waren damals der einzige Betrieb, der die Pferde noch richtig anlernte.
1973 gab die Engelhard Brauerei leider ihren Pferdebestand auf. Die Brauerei selbst wurde an das Haus Schultheiss verkauft.
In der Zeit erfuhr mein Schwiegervater, dass die Holsten-Brauerei einen Stallmeister suchte. Da die Verbindung zu Herrn Walter Jasinski, der Stallmeister bei der Engelhard Brauerei war, bestand und die Holsten-Brauerei in Hamburg einen suchte, war es ein Glück für die Schleswiger und die Holsten- Brauerei, dass Herr Walter Jasinski die Stelle als Stallmeister bekam.
Herr Jasinski liebte die Präzision und sein neuer Arbeitsplatz, den er am 01. April 1974 antrat, blühte förmlich auf. Fortan kaufte die Holsten-Brauerei ausschließlich Schleswiger Kaltblutpferde von unserem Hof.
Die Kaufkriterien mußten eingehalten werden, denn es mußten Füchse mit heller Mähne, hellem Kötenbehang, heller Schweif und einer schönen Blesse sein. Darauf bestand Herr Jasinski.
Ein bis zwei Pferde gingen jährlich in den Stall der Holsten-Brauerei. Wenn wir selbst solche „ausgesuchten“ Pferde nicht zum Verkauf hatten, dann fuhr mein Schwiegervater durch ganz Schleswig-Holstein und kaufte welche auf. Er kannte alle Züchter im Land nebst ihren Pferden.
Die Stallungen der Holsten-Brauerei lagen seit 1982 in Havighorst, Dorfstr. 12 bei Hamburg und 10 Schleswiger standen immer im Stall.
Die freundschaftliche Beziehung besteht bis heute, leider leben Herr Jasinski und Herr Ibendorf (Fuhrmann und Kutscher) nicht mehr.
Als Walter Jasinski 1994 in den wohl verdienten Ruhestand verabschiedet wird, übergibt er symbolisch die Futterschütte „seines“ Stalls an den guten Freund und langjährigen Kollegen Gerd Rieck.
Er stand dafür ein, dass der Stall einer der bestgeführtesten in Norddeutschland bleiben soll.
Hans Ibendorf hat Thomas und mich am 20. April 1979 mit den Pferden und dem Landauer der Holsten- Brauerei zur Kirche nach Warder (ca. 10 km vom Kamp entfernt) gefahren. 20 Min. läuteten die Hochzeitglocken für uns, denn Herr Ibendorf fuhr nur im Schritt. Er hatte Angst, die Pferde nicht mehr kontrollieren zu können, wenn er einen Trab einlegen würde. Denn wenn sich die Schwungmasse erstmal in Bewegung setzt, dann gibt es kein Halten mehr. Die Holsten-Schleswiger waren futtertechnisch in Höchstform und gewohnt, den schweren Fasswagen (5 tohne Bier) zu ziehen und nun den leichten Landauer, der war ja „pipeierleicht“, sozusagen ein Nichts!
Der Pastor machte bei unserer Ankunft ein etwas angesäuertes Gesicht, aber da ja der Hochzeitstag bekanntlich der schönste Tag im Leben ist, sahen Thomas und ich erhaben und fröhlich darüber hinweg.
Jahrelang stellte die Holsten-Brauerei uns den Flaschenwagen mit Zapfanlage zum Fohlenbrennen (heute Fohlenbeurteilung) kostenlos zur Verfügung und das Freibier und andere alkolholfreie Getränke lockten vile Besucher an.
Fortsetzung folgt
Kamp, den 03.11.2021 Bente Isenberg