Teil 9 über die Masuren Reise konnte man am 19. Mai auf dieser Seite lesen. Es folgt nun der leider letzte Teil dieser überaus spannenden Tagebucheinträge von Bente Lück
14.05.2019
Heute morgen sind wir von dem See losgefahren, wo auch ein Wolf ist. Den Wolf haben wir aber weder gesehen noch gehört. Als wir losfahren wollten, hatte ich den Strang von Bonja um ihr Bein gewickelt. Da war natürlich erstmal Panik – also bei mir – nicht bei den Pferden. Haben wir aber schnell geregelt bekommen, aber in der Aufregung die Eimer für die Pferde dort vergessen. Das haben wir allerdings erst beim Ziel gemerkt. So hatten wir keine Eimer mehr für die Pferde. Die stehen jetzt da für den Wolf.
Wir sind anfangs auf einen schmalen Waldweg gefahren, der die offizielle Route zu einem Dorf ist. Da hab ich noch überlegt, was mache ich eigentlich, wenn mir jetzt von vorne ein Auto entgegen kommt, weil der Weg extrem schmal war. Ich hatte kaum zu Ende gedacht, da kam mir auch auf einem Hügel ein Kleinbus mit Bauarbeitern entgegen. Die hatten mich ja auch nicht hinter der Kuppe gesehen. Die haben eine Vollbremsung gemacht, weil wir uns ja vorher nicht gesehen haben und sind in einem Affenzahn rückwärts gefahren. Berit war mal wieder unterwegs zum fotografieren und war nicht auffindbar.
Am Ende von dem Weg kam uns dann ein Bauer entgegen mit einem Trecker mit Frontlader, wo ein Heuballen war. Er konnte uns nicht sehen, weil der Heuballen direkt vor seiner Scheibe war. Und normalerweise kommt ihm ja auf der Strecke nichts entgegen. Er fuhr also blind. Diesmal war Berit aber on board und ist schnell zu dem Bauern gelaufen. Da er Berit auch nicht gesehen hatte, hat er sich ordentlich erschrocken. Ich bin dann schnell zur Seite gefahren mit dem Planwagen. Er hätte uns komplett überfahren. Das war recht spektakulär.
Dann sind wir endlich bei der Wolfschanze angekommen, dass unser heutiges Ziel war.
Wir haben auf dem Wohnmobil Stellplatz einen Platz bekommen und die Pferde konnten wir auf dem Parkplatz lassen. Da war kaum Gras. Wir haben dann eine Führung gemacht mit einem Panzerauto, wo wir auch mit einem Maschinengewehr schießen gespielt haben. Wir hatten Böller mit und es wurde richtig laut. Ich sollte Berit mit Maschinengewehr filmen, jedoch habe ich vergessen, auf Start zu drücken. Wir sind noch über das Gelände gegangen und haben Hitlers Führerbunker gesehen mit der Nummer 13. Wie beispielhaft.
Wir haben das Denkmal von Stauffenberg gesehen, der federführend beim Attentat auf Hitler war.
Dann haben wir auch noch in Görings Bunker gepinkelt, weil wir keine Toilette gefunden haben und wir dachten, das ist doch ein gutes Statement dort hin zu pinkeln. Erst später entdeckten wir, dass überall in den Bunkern Kameras waren. Es hat uns aber auch später niemand drauf angesprochen.
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Im Restaurant haben wir schick gegessen und es war so warm dort, weil wir ja gar nicht mehr solche Temperaturen gewohnt sind. Wir haben jetzt 6 Grad. Ich habe meinen Schneeanzug an und Berit hat all ihr warmes Zeug an, aber im Restaurant war es für uns ja wie in einer Sauna. Wir haben ganz rote Köpfe und glühen jetzt. Hier ist auch eine Dusche, die sogar auch warmes Wasser hat und es kostet nichts zu duschen. Ab morgen geht es weiter Richtung Süden.
15.05.2019
Heute Nacht sind wir vom Sicherheitsdienst auf der Wolfsschanze geweckt worden, weil die Pferde abgehauen sind. Das konnten die auf der Kamera sehen. Wir haben ja Probleme mit dem Strom. Da ist kein Strom auf dem Zaun, weil wir die Batterie mit dem Solar nicht geladen bekommen. Es ist einfach zu wenig Sonne da. Dann mussten wir den Planwagen noch umstellen, damit wir Hausanschluss Strom bekommen konnten. Wir haben heute Vormittag noch das Weidezaungerät umgebaut, damit wir das an eine Autobatterie anschließen können. Und dafür mussten wir dann noch eine neue Autobatterie kaufen, oder eher gesagt, mussten wir das besorgen lassen. Das dauerte alles recht lange, weil unsere polnischen Helfer erst mit einer Motorradbatterie ankamen, die wir nicht gebrauchen konnten. So sind wir erst heute Nachmittag losgekommen. Natürlich fing es auch noch an zu regnen. Wir sind 10 KM gefahren, also polnische 10 KM, gefühlt war es natürlich viel länger. Wir haben auf der Karte gesehen, dass in der Nähe eine Porzellan Manufaktur war. Dort sind wir dann hingefahren. Der Besitzer von dem Herrenhaus kam dann nach einigen Diskussionen mit den Angestellten, und bot an, dass wir dort übernachten konnten. Wir konnten im Garten übernachten. Der Gutsherr konnte auch englisch und sagte: „ You are completly crazy“, dass wir so lange alleine in Polen unterwegs sind. Wir waren dann auch in dem großen Schloss-Garten mit Labyrinth und haben auch das schöne Herrenhaus angesehen.
Es ist sehr kalt und es regnet immer noch. Wir haben uns die Töpferei angesehen und wollen morgen noch was kaufen. Das Weidezaungerät läuft jetzt noch mit der neuen Autobatterie. Lassen wir uns überraschen. Sollten die Pferde hier in dem schönen Schlossgarten rumlaufen, werden wir wohl ziemlich unbeliebt.
16.05.2019
Wir haben gestern Abend beschlossen, dass wir von dem Gutshaus mit einem Taxi zum Abschlepper fahren, weil der Wetterbericht für die nächsten Tage Gewitter angesagt hatte, und die Pferde auch wieder abgehauen sind. Jetzt ist die neue Autobatterie auch leer und wir können die nicht aufladen. Ich bin also mit Taxi zum Ausgangspunkt zurück, um Abschlepper und Pferdeanhänger zu holen, und die Besitzer von dem Hof wollten auch kein Geld dafür haben, dass das Gefährt so lange dort stand und wir dort auch eine Nacht verbracht haben. Berit hat schon den Planwagen zusammen gepackt und nun müssen wir noch die Plane zusammenrollen und das Gestänge runterholen. Es waren auch ein paar deutsche Touristen da, um sich das Herrenhaus anzusehen. Die wollten auch gerne noch mit uns eine Kutschtour machen. Daraus wird nun leider nichts mehr.
Unterwegs auf der Rückfahrt konnte Berit ihr Portemonnaie nicht finden. Sie war völlig außer Rand und Band. Da war ihr Pass und ihr ganzes Geld drinnen. Als ich sie fragte, wo sie es zuletzt hatte, sagte sie, sie hätte es beim Runterlassen der Plane und Spriegel noch bei sich gehabt. Also sind wir angehalten und haben auf dem Planwagen nachgesehen. Dort lag das Portemonnaie noch ganz intakt auf dem Sitz. Es hatte sich trotz Wind, Sturm und Regen nicht vom Platz gerührt…. Was für ein Glück.
Wir sind nachmittags losgefahren und haben irgendwann angefangen, eine Übernachtung zu suchen. Das gestaltete sich sehr schwierig. Die Agro Touristika, die in unserer Reisebeschreibung aufgeführt waren, wussten zum Teil gar nichts davon, dass sie als Übernachtung auf irgendeiner Liste stehen. Wir wurden immer wieder weggeschickt oder zu einem anderen Hof geschickt, dort konnten wir dann nicht mit dem Auto hin usw. Wir haben dann ein Restaurant gefunden, die eine große Wiese hatten, die wollten uns aber auch nicht. Da war eine Kellnerin, die jemanden mit Pferden im Ort kannte, dann sind wir dort hingefahren und mussten erstmal warten, bis der Mann kommt, weil die Frau das nicht entscheiden wollte; dann wollte der Mann uns nicht…. Wir sind dann völlig genervt weitergefahren. Wir haben auf einem Rastplatz die Pferde kurz grasen lassen und haben ein kleines Paddock gebaut, dass sie sich die Beine vertreten können. Wir sind wieder mal weitergefahren. Ich hab auch mal kurz angehalten und habe eine Stunde geschlafen. Und weitergefahren bis heute morgen 7.00 Uhr.
Wir sind bis nahe Berlin gefahren zum Ort Brück, wo jedes Jahr die „Titanen der Rennbahn“ stattfindet. Da haben wir gefragt, ob wir die Pferde abladen können und kurz dort schlafen können. Das war auch erst schwierig, aber es ging natürlich nachher. Die Pferde konnten in eine Box, Berit war einkaufen und ich habe geschlafen. Nun sind wir auf dem Rückweg und freuen uns auf zu Hause.
17.05.2019
Endlich zu Hause angekommen. Die Rückfahrt war für Mensch und Tier eine Tortur.
Aber dieses Reiseleben war im wahrsten Sinne des Wortes eine Lebensreise.
Bente Lück