Autoren: Familie Rogge
Der Zahn der Zeit und die schon etwas länger andauernde Pandemie mit den vielen Einschränkungen in den persönlichen Begegnungen lassen uns gern etwas in die Vergangenheit schauen.
Nicht das früher alles besser war, nein bestimmt nicht. Aber in der weniger digitalen Zeit gab es zwangsläufig deutlich mehr direkte Kontakte und persönliche Kommunikation. Wir spüren zurzeit alle, dass uns der lockere Kontakt, der Handschlag bei der Begrüßung und in manchen Situationen auch die Umarmung sehr fehlt. Die Zeiten werden wieder besser, wohl etwas langsamer als gedacht, aber in positiver Hoffnung.
Und deshalb zu den schönen, aufregenden, interessanten und bleibenden Erinnerungen aus der Vergangenheit.
Neben der Hengstkörung unseres Verbandes im Februar des Jahres, den Stuteneintragungsveranstaltungen und der Elitestutenschau gab/gibt es noch weitere Höhepunkte im Zuchtjahr - das Fohlenbrennen- !
Heute sagt man nicht mehr “Fohlenbrennen”, sondern Fohlenregistrierung. Das muss den Inhalt und Wert der Veranstaltung aber nicht schmälern.
Die Veranstaltungen fanden/finden auf den Zuchtbetrieben statt. Hierzu musste/muss man sich beim Verband zur Austragungsbereitschaft melden und dieses Ansinnen auf den Körbezirksversammlungen einbringen. Unsere langjährige Zuchtleiterin Frau Dr. Jensen hat dann in jedem Jahr wieder aus den Vorstellungen der Züchter und den Machbarkeiten für den Verband die jährliche - Fohlenreise – durch das schöne Schleswig-Holstein organisiert.
Wir vom Shetlandponyhof Rogge haben uns auch für die Ausrichtung eines Brennplatzes beworben und im Jahr 1998 den ersten Zuschlag erhalten. 10 Ponyfohlen wurden in diesem Jahr bei uns vorstellt, gebrannt und natürlich der ersten züchterischen Wertung unterzogen. Das erste Mal kam das Pferdestammbuch auf unseren Hof. Vorführdreieck herrichten, Parkplätze für anreisende Züchter bereitstellen, Ausschilderung zum Hofplatz vornehmen, Boxen für Gästezüchter bereitstellen und natürlich - klar Schiff machen auf dem Hof -. Dazu kam die Organisation der Kaffeetafel nach dem Arbeitsakt und ein kleines Rahmenprogramm. Hier war das Ponyreiten der Familien Kessen oder Jekubyk sehr beliebt. (Ein Dank nochmal für die Unterstützung)
Aber so richtig spannend wurde es, wenn der Pferdestammbuch – Bus auf dem Hof rollte. Züchter, Gäste und natürlich unsere Ponys wurden von dem positiven Virus – jetzt geht’s los – angesteckt. Kurze Begrüßung und Lageaustausch mit dem Pferdestammbuchteam und schon ging es mit dem ersten Fohlen in der Bahn los.
Die Fohlen gestalteten ihren Auftritt meist sehr persönlich und unterschiedlich. Die einen versteckten sich permanent hinter der geführten Mutter, die anderen Fohlen strotzten vor Selbstbewusstsein und Bewegungsfreude. Die Kommission hatte es nicht immer leicht alle positiven Elemente der Fohlen zu erkennen und zu bewerten. Aber die begehrten Fohlenprämien gab es dann doch für viele der vorgestellten Fohlen. Natürlich sprachen beim Verlassen des Vorführringes auch die Gesichter der Züchter verschiedene Sprachen. Enttäuschung über eine verpasste Prämie oder große Freude über die positive Bewertung. Trost gab es dann von den zahlreichen Zuschauern.
Nach der Fohlenvorstellung kam das Fohlenbrennen.
Das stets zupackende Team vom Pferdestammbuch schaffte es immer alle Fohlen tierschutzgerecht mit dem Verbandszeichen und der zugehörigen Kennnummer auszustatten. Hier war immer die selbstverständliche gegenseitige Hilfe der anwesenden Züchter zu sehen, weil die kleinen Fohlen selten führig waren.
Wenn alle Fohlen fertig gebrannt und sicher verladen oder untergestellt, die notwendigen Formalitäten aufgenommen waren, ging es in die verdiente Kaffeerunde.
Während das Pferdestammbuchteam sich bei Kuchen und Kaffee mit den Züchtern noch etwas austauschte um sich gestärkt zum nächsten Brenntermin aufzumachen, wurde in der in der verbleibenden Runde doch deutlich länger rund um unsere Ponys und natürlich über die Entscheidungen der Kommission gefachsimpelt. Aber auch besondere Tage gehen zu Ende.
PS: Die Geschichte geht weiter. 13 Mal kam der Pferdestammbuch-Bus auf unseren Hof und es blieb nicht bei 10 Fohlen. (Bilder 1998 bis 2013)
10.12.2020 Familie Rogge
Shetlandponyhof in Kankelau