Die Geschichten von Bente Isenberg (Geschichten von Gut Kamp) lassen in mir einige Erinnerungen wach werden von FRÜHER...
Schleswiger Pferde der Familie Isenberg in meinem Leben
Als ich ein Kind war, gab es auf dem elterlichen Hof bereits einen Trecker, die Arbeitspferde waren "aussortiert". Mein Vater - ein passionierter Reiter und Fahrer - besaß eine Holsteiner Stute, auf deren Tochter ich die ersten Reiterfahrungen sammelte. Dennoch hatte ich bereits als Kind Kontakt zu den "Kalten", denn August Jensen aus Torsballig, einer der erfolgreichsten Kaltblutzüchter unseres Verbandes, ist ein Cousin meines Vaters. Wahninnig beeindruckend waren die Pferde, die zu dem Zeitpunkt noch in Ständern standen, für uns Kinder, vor allem von hinten...
Nach Abschluss der Schule habe ich mich dem Landwirtschaftsstudium zugewandt. In dieser Zeit gab es noch DLG-Schauen (DLG = Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft), die auch in der Tierzucht eine große Bedeutung hatten. 1986 wurden an unserer Uni zwei StudentInnen ausgelost, die als Tierschauhelfer für 12 Tage nach Hannover durften. Das große Los traf mich und meine Freundlin Evelin.
Es war das Jahr, in dem der überragende Oldenburger Hengst Donnerhall DLG-Sieger wurde. Aber es waren auch andere Rassen dort. Insbesondere habe ich Thomas Isenberg und sein Team kennengelernt. Morgens vor Öffnung der Messe war es immer am schönsten. Und eines Tages fragte Thomas mich, ob ich Lust hätte, seinen Hengst Waldkauz zu reiten. Einen Kaltblüter reiten - und das ohne Sattel - erschien mir zwar verwegen, aber wer sagt schon nein. Es war sehr bequem und der Hengst war äußerst brav, das hat viel Spaß gemacht.
Aus dem Stall Isenberg war unter anderem auch die Stute Ammer in Hannover, und auf dieser Veranstaltung wurde sie mit dem süddeutschen Hengst Velour angepaart - mit Erlaubnis von Jürgen Isenberg und den anwesenden Zuchtverbandsvertretern. Insider wissen, zu welchen Diskussionen das später noch führte, auf jeden Fall entstand dort vor Ort der Hengst Enzian...
Wenn mir jemand gesagt hätte, dass ich fünf Jahre später als Zuchtleiter mit diesen Pferden zu tun haben sollte, ich hätte es nie geglaubt!
Aber auch Ammer sollte später noch einmal in mein Privatleben treten. 1994 planten mein jetziger Mann und ich unsere Hochzeit. Klar war, dass mein Vater uns zum Standesamt kutschiert, angespannt seine Dülmener Wallache, das war ein tolles Erlebnis. Aber bei unsicheren Witterungsbedingungen im Herbst in einer Hochzeitskutsche zur Kirche? Nein, da reichte Papa´s Auto.
Da hatten wir den Plan aber ohne Andreas Isenberg gemacht, der das am Polterabend in Erfahrung brachte. Ohne uns Bescheid zu sagen, fuhr er (trotz organisierter Übernachtung in Angeln) nach Hause und richtete die Kutsche her. Wir wussten von nichts, bis meine Mutter uns 30 Minuten vor der kirchlichen Trauung drängte - auf dem Hofplatz standen nicht nur vier Reiter aus meinem alten Reitverein, sondern auch Andreas mit geschlossener! Hochzeitskutsche, angespannt waren Uta und Ammer.
Wir haben es genossen, so - ich mit Tränen in den Augen - durch´s Dorf zur Kirche zu fahren. Auch nach der Trauung wartete das Pferdestammbuch - mit Ponys verschiedener Rassen war ein Spalier organisiert - eine immer wieder schöne Erinnerung.
Unsere Ehe hält jetzt schon 26 Jahre, bestimmt auch dank der vielen Pferde(züchter und -freunde), die den Start so verschönert haben.
27.08.2020 Elisabeth Jensen
Danke an Bente Isenberg für die schnelle Bereitstellung von Fotos aus dem Archiv von Gut Kamp!