Fünf Vorträge zum Thema Wolf und dann eine Podiumsdiskussion - in der Fritz-Thiedemann-Halle in Elmshorn war gestern einiges los, und auch die Emotionen hatten die Besucher nicht zu Hause gelassen. Auf Einladung der drei in Schleswig-Holstein beheimateten Zuchtorganisationen und dankenswerterweise vom Holsteiner Verband initiiert und organisiert sprach zunächst Gregor Beyer vom Forum Natur in Brandenburg. Ihm zufolge müssen drei "Märchen" rund um den Wolf ad Acta gelegt werden: 1. "Der Wolf war in Deutschland ausgestorben" - nein, er war durch den Grenzzaun zur DDR nur ausgezäunt, dort hat es ihn immer gegeben und er wurde bis zur Übernahme des BRD-Jagdrechts im Jahr 1992 dort auch regelmäßig bejagt. 2. "Der Wolf ist eine gefährdete Art" - nein, Zahlen zufolge gibt es in Eurpa eine große Zahl an Wölfen, die sich bei einer hohen Reproduktionsrate durchaus erhalten und bei fehlenden Feinden auch schnell wachsen kann und 3. "Hauptnahrungsquelle des Wolfes sind Wildtiere" - nein, auch der Wolf sei nur ein "fauler Hund", und wenn ihm die Nahrung auf dem Silbertablett serviert wird springt er gerne und mit Leichtigkeit über Zäune und frisst Weidetiere, die sich nicht genügend wehren können.
Zweiter Vortragender war Thomas Gall, Artenschutzbeauftragter im Landwirtschaftsministerium, der über die derzeit geltenden rechtlichen Hintergründe informierte und auch davon sprach, dass es im Fall eines Wolfrisses bei Pferden Entschädigungen geben kann. Bei der Frage, mit welchem Zaun die Pferde eingezäunt werden müssen, zeigte sich, dass am Ende zwei Zäune benötigt werden, einen aus Sicht der korrekten Pferdehaltung und einen gegen den Wolf. Zudem - so der Vorredener Beyer - halten nur Zäune von zwei Meter und mehr den Wolf wirklich ab, in Schleswig-Holstein dürfen aber nur Zäune bis 1,50 m genehmigungsfrei gebaut werden.
Mit Wolfgang Heins sprach im Anschluss der Vorsitzende des Landesjagdverbandes. Hier wurden die auch für Wildtiere gefährlichen Wolfszäune angesprochen, und die Frage, wer schießt denn nun den "Problemwolf" im Kreis Pinneberg, konnte nicht geklärt werden. Auch er bestätigte die Meinung vieler, dass Schleswig-Holstein keinen Lebensraum für die Wölfe bietet. Mit Klaus-Peter Lucht, stellvertretender Vorsitzender des Bauernverbandes, der von einem recht guten aber noch deutlich verbesserungsfähigen Dialog mit dem Landwirtschaftsministerium sprach, stellte ein praktizierender Landwirt klar, dass auch die Rinderhalter der Meinung des Ministeriums, Pferde und Rinder sind wehrhaft und können im Herdenverband einen einzelnen angreifenden Wolf vertreiben, nicht folgen können. Wie bei den Pferdezüchtern wachsen auch die Rinder in altersgleichen Gruppen auf, zudem sind es nicht immer große Gruppen, die auf einer Weide stehen. Auch die Gefahr eines Ausbruchs der Tiere mit Verletzungen und Unfällen im Straßenverkehr macht vielen Haltern Sorgen. Als positiv stellte er heraus, dass die Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein und Niedersachsen einen Antrag an die EU gestellt haben, die Region um die Deiche wolfsfrei halten zu dürfen, da diese Maßnahmen für den Schutz der Menschen von großer Wichtigkeit sei.
Für die Versicherung R+V sprach zuletzt noch Albert Ziegler über die versicherungsrechtlichen Fragen zum Thema. Zur Frage der Folgen von Ausbrüchen der Pferde aufgrund der Wolfes erläuterte er, dass es in diesen Fällen um die Frage der Fahrlässigkeit des Hüters bzw. Halters geht, und wenn die Zäune korrekt gebaut waren gibt es keinen Unterschied zu Fällen von streunenden Hunden, die relativ häufig auftreten würden.
Es folgte eine Diskussion mit Landtagsabgeordneten der CDU, der FDP und der Grünen, allerdings ohne tatsächlichen Lösungsansatz. Es bleibt die Frage, ob das derzeitig geltende Recht so bleiben muss wie es ist oder ob es nicht wie in anderen Regionen Europas anders ausgelegt werden kann - Gesetze werden von Menschen gemacht und können auch von Menschen an neue Situationen angepasst werden! Einig waren soch alle, dass es unserer Gesellschaft schlecht zu Gesicht steht, mit Drohungen gegeneinander vorzugehen, sei es "Wolfsfreund" oder "Wolfsfeind".
Weitere Infos und Beiträge zur Veranstaltung: Holsteiner Verband
DEJ