SF Detroit gewinnt Titel "im Busch"
Die ersten Schärpen in der Vielseitigkeit wurden in Warendorf traditionsgemäß bei den Ponys vergeben. Als neuer Bundeschampion glänzte der sechsjährige, in Schleswig-Holstein gezogene SF Detroit v. Denver, der sich im Vorfeld nicht nur für die Vielseitigkeit, sondern auch für den Start bei den Dressurponys qualifizieren konnte. Daher überraschte es wenig, dass der imposante Fuchshengst mit dem selbstbewussten Auftreten bereits in der Vielseitigkeits-Teilprüfung Dressur den Grundstein seines späteren Erfolgs legte. Mit den Noten 8,8 (Dressur) und 7,7 (Springen) startete SF Detroit als Führender ins Gelände. Dort entlockte er den Richtern Tonius Lehmkuhl und Dieter Hesselbach trotz einiger nicht ganz optimaler Sprünge aufgrund der überragenden Springmanier und der guten Rittigkeit die Note 9,0. SF Detroit stammt aus der Zucht von Dorothea Feld, die bereits dessen Mutter Bellevue (v. Cap Cennedy N) zwei Mal fürs Finale der Springponys qualifizieren konnte. Bereits als Fohlen wurde Detroit an die Zuchtgemeinschaft Eichenhof Thomas und Sascha Göpfert (Lüdersburg) verkauft, blieb aber zur Aufzucht und Ausbildung bei Felds im Stall. Vorgestellt wurde er in Warendorf von Laura Lilienthal, die in diesem Jahr ihre erste Vielseitigkeitsprüfung bestritten hat und nach ihrem Sieg entsprechend überwältigt war. „Laura ist hier über sich selbst hinausgewachsen“, freute sich Ausbilderin Gabriele Schmücker-Feld für ihre Schülerin.
Den Höhepunkt in der Geländeprüfung setzte der ebenfalls sechsjährige, in Weser-Ems gezogene Camillo WE v. Cracker Jack – Brillant. „Camillo erfüllt alle herausragenden Merkmale eines guten Geländeponys“, lobte Thies Kaspareit den Fuchswallach, der sich im Gelände mit fleißigem Galopp, patent und mit viel Übersicht am Sprung präsentierte und dafür die Topnote 9,5 erhielt. Mit einer Dressurnote von 8,6 und einer Stilnote von 7,2 im Springen hätte es sogar zum Sieg gereicht, wenn da nicht der Fehler im Parcours gewesen wäre. So wurden Camillo WE und sein Reiter Constantin Harting Zweite, im Vorjahr belegten sie noch Platz drei. Damals war Constantin das Pony aus der Zucht von Aloys Meyer noch von seiner Besitzerin zur Verfügung gestellt worden war. Mittlerweile gehört Camillo WE jedoch zur Familie. Nach den DKB-Bundeschampionaten 2014 war Constantins Großmutter Barbara Harting so begeistert, dass sie das Pony für ihre sieben Enkelkinder erwarb.
Auf dem dritten Platz landete die in Westfalen gezogene Stute Mama’s Liebling vom Ex-Bundeschampiona Mr. Hale Bob, vorgestellt von Johanna Schulze Thier. Auch hier gab das Geländeergebnis von 8,9 den Ausschlag, so dass das Paar zu guter Letzt die Vorjahreszweiten Annika Schnüpke und Prinz S.W. hinter sich lassen konnte. „Ein tolles Geländepony mit einer tollen Einstellung“, sagte Thies Kaspareit nach Geländerunde. „Mama kann heute wirklich zufrieden sein“. „Mama“ ist in diesem Falle Züchterin und Besitzerin Elke Stegemann, die das Pony aus der nur 1,40 großen Bolero-Tochter Bonny gezogen hat. „Bonny war mein erstes Pony. Als Mr. Hale Bob (Z.: Petra Teegen) verkauft wurde, wollten wir gerne eine Erinnerung haben“, erzählte Tochter Nina Stegemann, die mit dem Hengst 2008 Doppel-Europameisterin geworden war.
Insgesamt nahmen 20 Ponys an der Finalqualifikation teil, wobei lediglich ein Vorbeiläufer registriert werden musste. „Aus dem Vorbereitungslehrgang wusste ich bereits, dass wir dieses Jahr ein gutes Starterfeld haben werden“, sagte Fritz Lutter, Bundestrainer der Ponyvielseitigkeitsreiter. Seit einigen Jahren ist dieser Lehrgang für alle Teilnehmer Pflicht und hat für eine deutliche Verbesserung der gezeigten Leistungen geführt. Dazu trug ebenfalls bei, dass viele der Ponys durch aktive oder ehemalige Kaderreiter mit entsprechender Prüfungsroutine vorgestellt wurden. „Jetzt wünsche ich mir nur noch, dass wir möglichst viele dieser wirklich guten Ponys auch im Vielseitigkeitssport wiedersehen“, sagte Lutter.
Tackmann’s Baiser und Tackmann´s Hochgenuss holen Gold und Silber bei den vierjährigen Reitponys (Stuten und Wallache)
Wenke Kraus konnte in der Konkurrenz der vierjährigen Reitponys (Stuten und Wallache) gleich zwei Ponys in die Medaillenränge steuern. Mit der neuen Bundeschampionesse Tackmann’s Baiser v. FS Golden Highlight-Barrichello aus der Zucht und im Besitz der Familie Tackmann holte sie im Vorjahr bei den dreijährigen Reitponys Bronze – dieses Jahr wurde die Leistung der schleswig-holsteinisch gezogenen Stute im Reitponyviereck vergoldet. Die Bereiterin der Familie Tackmann stellte mit dem Palomino Wallach Tackmann’s Hochgenuss v. Highway-Llanarth Fire Flyer (Züchter: Kerstin Hansen-Baig, Besitzer: Familie Tackmann) auch noch den Vize-Bundeschampion. Dritte wurde die westfälisch gezogene Stute Daddy’s Chanel v. FS Daddy Cool-Chantre B (Züchter: Reiner Bockholt), die von Reiterin und Besitzerin Lisa Albers vorgestellt wurde.
„Tackmann’s Baiser kann schon eine echte Diva sein. Aber sie hat sich super gesteigert. Nach Bronze im Vorjahr wurde sie auch Landeschampionesse und heute dann Bundeschampionesse“, berichtet Reiterin Wenke Kraus über die FS Golden Highlight Tochter, die in der Qualifikation mit einem achten Platz (7,8) gerade so in der Finale gerutscht war und nun das Feld von hinten aufgerollt hatte. „Ein Pony in großem Zuschnitt, das seinen Rahmen gut ausfüllt und mit leichtem Genick ausgestattet ist. Unter dem Reiter präsentiert es sich mit einer guten Dehnungsbereitschaft und insgesamt schon sehr geschlossen“, waren sich die Richter in ihrem Urteil einig. Sie vergaben vier Mal die 8,5 und entschieden sich im Trab für die 8,0. Dazu addierten sich 17,5 Punkte von den Testreitern (59,5 Punkte). Ein noch viel außergewöhnlicherer Erfolg war allerdings für Wenke Kraus die Leistung ihres „Silber-Ponys“ Tackmann’s Hochgenuss, da sie diesen Wallach erst seit wenigen Wochen unter dem Sattel hat „Ein sehr harmonisch konstruiertes Pony mit guter Halsung und einer bedeutenden Schulter und deutlich bergauf gesprungenem Galopp, das sich immer in der gewünschten Anlehnung präsentiert“, so der Richterspruch. Mit der Testreiternote von 17,5 kam er auf 59 Punkte.
Die Siegerin in der Qualifikation (8,3), die FS Daddy Cool-Tochter Daddy’s Chanel, gewann am Ende Bronze für Westfalen. „Ein Pony mit vorzüglicher Halsung in bildschönem Stutentyp, das sich sehr ausbalanciert und bergauf im Galopp zeigt und viel Übertritt im Schritt hat.“ Ihre Höhepunkte waren der Galopp, der Schritt und das Gebäude (8,5). Nicht in das Geschehen eingreifen konnte die Vorjahres-Bundeschampionesse Tropensonne v. Totilas-Top Non Stop, die in der Qualifikation noch auf Platz zwei rangierte (Platz sechs, 7,9) und die Silbermedaillen-Gewinnerin 2014, FS Daddy’s Starlight v. FS Don’t Worry (Platz sieben, 7,8).
Silber und Bronze bei den Springponys
Mit einem Start-Ziel-Sieg holte sich Cha Cha den Titel bei den fünfjährigen Springponys. Bei den DKB-Bundeschampionaten setzte sich die in Weser-Ems gezogene Fuchsstute im Finale klar gegen die Konkurrenz durch. Seine Spitzenposition im Klassement der Sechsjährigen behauptete der Vorjahreschampion High Noon.
Als klare Favoritin ging Cha Cha von Campino aus einer Losander-Mutter im Finale der fünfjährigen Springponys mit ihrer Reiterin Kathrin Stolmeijer (Emsbüren) an den Start. Bereits Einlaufprüfung und Finalqualifikation konnte die Fuchsstute aus der Zucht von Hans Huster-Klatte (Lastrup) und im Besitz von Victoria Klatte für sich entscheiden. Im Feld der 17 Finalisten überzeugte sie mit einer eindrucksvollen Vorstellung, immer schön an den Hilfen sprang sie kraftvoll abfußend durch den Körper. „Ein Pony mit sehr vielen Möglichkeiten, auch für den großen Sport“, attestierte Peter Teeuwen, Bundestrainer der Ponyspringreiter, in seinem Kommentar. 9,0 lautete das Urteil der Richter, damit konnte Cha Cha ihre Note aus den ersten beiden Prüfungen noch einmal um drei Zehntel steigern. Über eine halbe Note lag am Ende zwischen der neuen Bundeschampionesse und dem Vizechampion Maradonna.
Der schleswig-holsteinisch gezogene Ponywallach von Melvin-Windsor N lag in Einlaufprüfung und Finalqualifikation auf Rang drei. Im Finale bestätigte er als letzter Starter seine Note aus der Einlaufprüfung: 8,4 lautete das Endergebnis für den Palomino aus der Zucht von Angelika Jahr aus Keitum (Besitzer: Lillyhof Wacken). „Eine sehr schöne Runde, das Pony ist immer aufmerksam am Sprung und gleichmäßig im Vorderbein, das Hinterbein fußt energisch ab“, lobte Teeuwen. Reiterin Marieke Reimers (Mehlbek) hatte dabei im Finale alle Hände voll zu tun, neben dem Vizechampion Maradonna qualifizierte sie sich mit zwei weiteren Ponys aus dem Züchterstall Jahr und im Besitz des Lillihofs Wacken für die Endrunde.
Die Bronzemedaille bei den fünfjährigen Springponys ging an Mac Cain H von Machno Carwyn-Brillant. Der in Weser-Ems von Besitzer Josef Hemme (Löningen) gezogene Hengst zeigte mit Reiterin Pauline Willen (Löningen) eine sehr solide Runde, für die die Richter eine 8,2 vergaben. Damit konnte er sich von Rang 19 mit einem Fehler in der Einlaufprüfung, über Rang 13 in der Finalqualifikation in der Endrunde enorm steigern.
Favorit High Noon holt sich erneut den Titel
Kein Unbekannter ist der Sieger der sechsjährigen Springponys: Halifax-Chico Sohn High Noon aus der Zucht von Gisela Jung (Rittersheim) und im Besitz von Helmut Ewenz (Bonefeld) sicherte sich bereits im letzten Jahr den Titel als Bundeschampion. Dieses Jahr wusste der Ponyhengst aus dem Zuchtgebiet Rheinland-Pfalz-Saar auch im Feld der Sechsjährigen zu begeistern. Mit dem Sieg in der Finalqualifikation (9,3) kam dem Braunen im Finale der 15 besten Ponys klar die Favoritenrolle zu.
Schon im ersten Umlauf war er mit seinem Reiter Lars Volmer (Legden) nicht zu schlagen. „Das war eine Runde, bei der man wirklich überlegen muss, was es zu verbessern gibt“, zeigte sich Teeuwen in seinem Kommentar begeistert und hob besonders die Einstellung des Hengstes hervor: „Das Pony zeigt an jedem Sprung hundertprozentige Aufmerksamkeit und versucht immer alles richtig zu machen.“ Ihre Note aus dem ersten Umlauf (9,3) konnten die beiden in der zweiten Runde, an der die besten fünf Ponys teilnehmen durften, noch einmal steigern. „Das war perfektes Springen von Anfang bis Ende“, urteilte Teeuwen. 9,5 lautete die Note, damit hatten High Noon und Lars Volmer den Sieg mit einer Gesamtsumme von 18,8 locker „in der Tasche“.
Vize-Champion bei den sechsjährigen Springponys wurde Schimmelhengst Mr. Bubble von Machno Carwyn-Boomer. Der Baden-Württemberger aus der Zucht und im Besitz von Hans Zollmann (Waldbrunn) ging als Bronzemedaillengewinner des letzten Jahres an den Start. Reiterin Mona Bucher (Kirchardt) hatte den Ponyhengst gut an den Hilfen, außerdem überzeugte die Richter das schnelle Vorderbein und die große Gleichmäßigkeit im Parcours. In beiden Umläufen bewerteten sie den Hengst mit einer 9,1, die Gesamtsumme von 18,2 reichte am Ende für den Vizetitel.
Bronze bei den sechsjährigen Springponys ging an die in Schleswig-Holstein gezüchtete Holiday R. Vorgestellt wurde die dunkelbraune Stute von Rocketti aus einer Hondsrug Don Gregory-Mutter von Philipp Schulze Topphoff (Havixbeck). Kommentator Teeuwen zeigte sich beeindruckt von der Leistung am Sprung: „Eine schöne Dehnung über dem Sprung und ein sehr schnelles Vorderbein.“ Die Richter belohnten die Vorstellung mit einer 8,8 im ersten und einer 9,1 im zweiten Umlauf. Züchter der Stute ist die Reimer Landwirtschafts GbR (Schönhorst). Als Besitzerin freut sich Inke Reimer über das gute Abschneiden des Paares. Auf Platz Vier folgte der von Petra Kudlinski gezüchtete Don Juan de Marco (v. Donnerhall), ehemaliger Springsieger der Körung. Vorgestellt wurde dieser sprunggewaltige Wallach von Gerome Graefe, Besitzerin ist Finja Gothner.
Fn-press/Elisabeth Jensen
Zahlreiche weitere Ponys aus dem hohen Norden konnten sich für die Finalprüfungen qualifizieren. Alle Ergebnisse sind zu finden unter www.dkb-bundeschampionate.de.
Fotos: Thomas Göpfert