Schleswig-Holsteins Pferde- und Ponyzüchter trauern
Am 3. März verstarb Regierungs-Landwirtschaftsdirektor Gerhard Gramann, der langjährige Zuchtleiter und Geschäftsführer des Pferdestammbuchs und des Holsteiner Verbandes, im Alter von 88 Jahren in Kiel. Geboren am 10. September 1928 im westfälischen Erndtebrück machte er 1948 sein Abitur in Bad Gandersheim, nachdem er noch als Luftwaffenhelfer im zweiten Weltkrieg tätig sein musste. Der landwirtschaftlichen Lehre schloss sich ein Studium der Agrarwissenschaften in Göttingen an. Danach war er zunächst im Milchrinderbereich tätig und absolvierte eine Refendarausbildung in Niedersachen. Als Assessor der Landwirtschaft kam er 1960 nach Schleswig-Holstein, wo er zunächst als Tierzuchtleiter beim Verband Schwarzbunte Schleswig-Holsteiner in Lübeck tätig war. Ab 1964 wechselte er als Pferdezuchtreferent nach Kiel an die Landwirtschaftskammer und später an das Landesamt für Tierzucht.
1965 übernahm er die Aufgabe der Zuchtleitung und Geschäftsführung des Verbandes der Pony- und Kleinpferdezüchter Schleswig-Holstein/Hamburg und des Verbandes der Schleswiger Pferdezuchtvereine. Beide Verbände fusionierten 1977 zum Pferdestammbuch Schleswig-Holstein/Hamburg, dessen Zuchtleiter und Geschäftsführer Gerd Gramann bis zur Auflösung des Landesamtes für Tierzucht im Jahr 1990 war. In den Jahren 1970 bis 1989 wurde ihm auch die Aufgabe der Geschäftsführung des Verbandes der Züchter des Holsteiner Pferdes übertragen. Und „ganz nebenbei“ war er von 1965 bis 1993 Geschäftsführer des Landesverbandes schleswig-holsteinischer Pferdezuchtverbände, von 1967 bis 1989 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft der Ponyzuchtverbände in Deutschland und von 1982 bis 1993 Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft schleswig-holsteinischer Tierzüchter.
In die aktive Zeit bei den Zuchtverbänden fiel unter anderem bereits im Jahr 1972 die Einführung der EDV in der Zuchtbuchführung, was Vorbildfunktion für die anderen Verbände in Deutschland hatte. Ebenso setzte er sich für die Entwicklung aussagekräftiger Leistungsprüfungskonzepte ein und war in vielen Bereichen sehr innovativ. Im Jahr 1989 wagte er es zusammen mit dem damaligen Vorsitzenden Christian Först, die Körung vom Oktober in den Februar zu legen und ein nach wie vor einmaliges Schauprogramm ins Leben zu rufen. Gemeinsam mit Hans-Heinrich Stien war er Autor des Buches „Das Holsteiner Pferd. Geschichte, Zucht und Leistung“, darüber hinaus war er journalistisch für das „Bauernblatt“ und als Ansager und Kommentator auf Turnieren und Pferdeschauen tätig und gehörte dem Fachbeirat der Messe „HansePferd“ in Hamburg an. Für seine zahlreichen Verdienste um die Förderung der Pferdezucht wurde Gramann von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN) 1993 mit der Gustav-Rau-Medaille ausgezeichnet, die Deutsche Gesellschaft für Züchtungskunde ehrte ihn 1996 mit der Adolf-Köppe-Nadel.
Die Züchter des Pferdestammbuchs hatten immer einen sehr hohen Stellenwert bei Gerd Gramann, er liebte die Arbeit bei diesem Zuchtverband und war bis zuletzt stets am Zuchtgeschehen interessiert. Wie werden ihn immer in dankbarer Erinnerung behalten. Unser Mitgefühl gilt seiner Familie.
DEJ